Eine kleine Sensation in Rottenburg:
Der erste Batteriespeicher "Made in Rottenburg" geht in Betrieb
30.06.2025
Die Batterietechnik entwickelt sich rasant – eine neue Technologie jagt die nächste. Und mitten in diesem Innovationsschub startet nun ein Pilotprojekt, das neue Impulse in die Energiewelt bringt: Gemeinsam mit den Stadtwerken Rottenburg bringt das junge Technologieunternehmen Hilabs eine völlig neuartige Batterie an den Start.
Was macht diese Batterie so besonders?
Strom speichern, das können viele – aber selten so nachhaltig, sicher und umweltfreundlich wie mit der neuen Zink-Batterie von Hilabs. „Wir wollen eine echte Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien schaffen“, erklärt Hilabs-Geschäftsführer Dr.-Ing. Manan Haq. „Unsere Batterie kommt ganz ohne Lithium, Kobalt oder Nickel aus – also ohne kritische Rohstoffe. Stattdessen setzen wir auf eine zinkbasierte Lösung mit einem Elektrolyten auf Wasserbasis, die nicht nur sicherer, sondern auch deutlich günstiger ist.“ Der Weg zur HILABS-Batterie begann vor ca. 10 Jahren: Zuhause im Keller begannen die beiden Haq-Brüder ganz in schwäbischer Tradition zu tüfteln, angetrieben vom Gedanken „es muss doch besser gehen als mit Lithium und Kobalt“.
Und das Ergebnis hat es in sich: Der Stromspeicher senkt durch kostengünstige Materialien und einfache robuste Prozesse die Kosten: Der Speicher ist in der Herstellung bis zu 40 % kosteneffizienter als herkömmliche Technologien. Gleichzeitig schont er die Umwelt und nutzt Materialien, die in Europa und sogar in Deutschland verfügbar sind: Hauptsächlich Zink, Aktivkohle und Wasser.
Möglich wird das durch eine patentierte Technologie: Eine spezielle Separator-Beschichtung, ein wässriger Elektrolyt, der dafür sorgt, dass die Zelle nicht entflammbar ist, eine dicke Kathode, die für einen geringen Anteil an Passivmaterialien sorgt, sowie ein Design, das Korrosion und Dendritenbildung verhindert sorgen dafür, dass die Batterie wiederaufladbar, langlebig und besonders stabil ist. Wichtig auf dem Weg zur patentierten Zelle war, jegliches Over-Engineering zu vermeiden, sondern im Gegenteil, auf einfache und kostengünstige Materialien zu setzen, die in Europa erhältlich sind.
Durch das modulare Design können daraus flexible Batteriesysteme gebaut werden – von 5 kWh pro Modul bis hin zu Speichersystemen mit einer Gesamtkapazität jenseits von 1 MWh. Es soll 10.000 Zyklen also eine Lebensdauer von 25 Jahre haben.
Von der Idee zum Pilotprojekt – wie es zum Projekt in Rottenburg kam
Den entscheidenden Anstoß für das Projekt in Rottenburg gab ein zufälliges Kennenlernen: „Ich hatte letztes Jahr über Bürgermeister Hendrik Bednarz einen ersten Kontakt zu Hilabs aufgebaut“, erzählt Patrick Esser, Leiter Vertrieb & Marketing bei den Stadtwerken Rottenburg. „Wir haben Hilabs dann letztes Jahr direkt zu unserem Tag der offenen Tür eingeladen. Einige Monate später kam Hilabs mit der Anfrage auf uns zu, ob wir uns eine Pilotpartnerschaft vorstellen könnten.“
Gemeinsam mit dem SWR-Projektingenieur Winfried Santura schaute sich Patrick Esser die Fertigung vor Ort an. „Das war hochspannend – im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt er lachend. „Und jetzt steht der erste Batteriespeicher ‚Made in Rottenburg‘ tatsächlich bei uns in Rottenburg. Das ist schon ein starkes Zeichen.“, so Patrick Esser.
Ein Pilotprojekt mit Strahlkraft
Die Kooperation zwischen Hilabs und den Stadtwerken Rottenburg war schnell besiegelt. Seit Kurzem steht der erste Batteriespeicher auf dem Gelände der Technischen Betriebe Rottenburg am Steinbruch. Hier wird die neue Technologie nun im Echtbetrieb getestet. Das feierliche Opening Event zum Projekt fand am 27. Juni statt.
Aktuell wurde ein Batteriespeicher mit 2,5 kW Leistung und 5 kWh Kapazität installiert. In den kommenden 6 Monaten soll dieser auf Herz und Nieren geprüft werden – unter realen Bedingungen, mitten in Rottenburg. Überwacht und gesteuert werden kann das System aus der Ferne, wobei die technischen Parameter ständig in die Zentrale übertragen werden. Ziel des Projektes ist es, aus dem Betrieb unter Realbedingungen zu lernen und die Erkenntnisse sowohl auf Zellebene als auch auf Systemebene auf künftige Produkte zu übertragen.
Ein Meilenstein für die Energiezukunft
Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch lokale Zusammenarbeit, technologischen Mut und einen starken kommunalen Partner ein echter Fortschritt entstehen kann. „Wir ermöglichen privaten Haushalten und Unternehmen, ihren eigenen Solar- oder gar Windstrom effizient zu speichern – mit geringerem Investitionsaufwand als bisher“, so Dr. Haq. „Und das auf eine Art, die sicherer, umweltfreundlicher und damit auch bezahlbarer ist.“
Eine kleine Sensation in Rottenburg – mit dem Potenzial, sehr viel weiter über die Region hinauszuwirken.